Strafrechtliche Verantwortlichkeit für Ausübung des Begnadigungsrechts – Das EGMR-Urteil im Fall Saakashvili gegen Georgien vom 23.5.2024

Bojan M. Petković ordnet in diesem Saar Blueprint das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 23. Mai 2024 ein, der sich mit der strafrechtlichen Verantwortung für die Ausübung des Begnadigungsrechts durch den ehemaligen georgischen Präsidenten Mikheil Saakashvili zu befassen hatte. 

Der Autor stellt zunächst den Sachverhalt des zugrunde liegenden Falles dar. Dabei beschränkt er sich auf die Analyse des Falles, in dem Saakaschwili wegen Amtsmissbrauchs verurteilt wurde, weil er ehemalige Polizisten aus politischen Gründen begnadigt hatte, die sich des Mordes schuldig gemacht haben.

Anschließend wird das Urteil im Hinblick auf seine Anwendung von Art. 7 EMRK untersucht. Der Autor konzentriert sich dabei auf die Frage, ob die Strafe aufgrund der Gewährung einer Begnadigung „vorhersehbar“ im Sinne der ständigen Rechtsprechung des EGMR zu Art. 7 EMRK war. Darüber hinaus zeigt er auf, warum im rechtsvergleichenden Teil des Urteils die Grenzen des Begnadigungsrechts des Staatsoberhauptes nicht vertretbar herausarbeitet wurden. Insbesondere sei die Entstehung von Völkergewohnheitsrecht hinsichtlich der Immunität von Staatsoberhäuptern bei der Ausübung der Begnadigungsbefugnis ausgeschlossen.

***

In this Saar Blueprint, Bojan M. Petković contextualizes the judgment of the European Court of Human Rights of 23 May 2024, which addressed the criminal responsibility arising from the granting a pardon by former Georgian President Mikheil Saakashvili.

The author first presents the facts of the underlying case, confining himself to analyzing the case in which Saakashvili was convicted of abuse of official authority for politically motivated pardons of former police officers who had been found guilty of murder.

The judgment is then examined with regard to its application of Article 7 ECHR. The author focuses on whether the conviction under the criminal provision was “foreseeable” within the meaning of the ECtHR’s established case law on Article 7 ECHR in light of the granting of a pardon. Furthermore, he explains why the limits of the head of state’s right to pardon were insufficiently elaborated in the comparative law section of the judgment. In particular, the formation of customary international law regarding the immunity of heads of state in the exercise of the pardon power is impossible in the opinion of the author.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert